Hier mal ein kleines (rein biologisches) Gedankenexperiment ...
Stellen wir uns vor, dass es so etwas wie eine "Entscheidungseinheit" in unserem Kopf nicht gibt.
Du könntest es auch Willenskraft, freier Wille oder wie auch immer nennen. Es gibt nur unseren physischen Körper. All seine verschiedenen Systeme funktionieren rein mechanistisch.
Wir können uns nicht bewusst dafür entscheiden, etwas Bestimmtes zu tun oder etwas anderes nicht zu tun. Wie können in einem solchen Umfeld bessere Entscheidungen getroffen werden?
Skizzieren wir zunächst die Voraussetzungen
1. Alle unsere Entscheidungen werden von unserem Gehirn getroffen
Das ist doch ganz einfach, oder? Woher sollten sie denn sonst kommen?
2. Das Gehirn besteht aus neuronalen Netzwerken
Tatsächlich ist unser Gehirn ein riesiger Schaltkreis, der aus kleineren neuronalen Netzwerken besteht. Sie kommunizieren miteinander über elektrische und chemische Signale.
3. Die neuronalen Netze werden von unserer Umwelt geformt
Dieses Phänomen wird auch Neuroplastizität genannt. Ohne Neuroplastizität hätte unser Gehirn nur die angeborenen Fähigkeiten. Kein Lernen, keine Anpassung. Nur die fest verdrahteten Bahnen. Instinkte und Reflexe.
Die Beziehung zwischen diesen Teilen kann folgendermaßen dargestellt werden:
Umwelt -> Neuronale Netze -> Entscheidungen
Mit anderen Worten: Die Umwelt beeinflusst unsere neuronalen Netze. Und die neuronalen Netze liefern uns die Entscheidungen. Um bessere Entscheidungen zu treffen, müssen wir also an den Teilen arbeiten, über die wir die Kontrolle haben, an unserer Umwelt.
Was ist die Umwelt?
Es ist nicht nur die Natur und das Wetter draußen. Es ist auch unser Arbeitsplatz, unser Job, unsere Kultur und die Gesellschaft. Die Menschen, mit denen wir reden, die Bücher, die wir lesen, die Fernsehsendungen, die wir sehen.
Daraus können wir einige Schritte ableiten, um unsere Umwelt zu verbessern. Das sind natürlich nur ein paar Beispiele:
Um es anders zu formulieren: es gibt ein sehr weises Sprichwort: "Du bist, was du isst."
Jede einzelne Zelle unseres Körpers besteht aus den Nährstoffen, die wir zu uns nehmen. Mit unserem Gehirn verhält es sich genauso: Es wird durch jede Information, die es aufnimmt, geformt. Wie sieht es also mit einer gesünderen Ernährung aus?
Natürlich formt nicht jede Information unser Gehirn. Sonst wäre es eine ziemliche Müllhalde. Aber man weiß ja nie, welches Stück, das man verdaut hat, bis zum Sterbebett bei einem bleibt..
Aber halt:
Am Anfang habe ich gesagt, dass wir nichts entscheiden können, sondern dass wir zu 100% von unserer Umwelt bestimmt werden. Wie können wir uns dann "entscheiden", ein besseres Leben zu führen?
Dieser kurze Beitrag wurde nun bereits ein Teil deiner Umgebung. Und wenn du ihn gelesen hast, hat sich dein Gehirnschaltkreis verändert. Auch wenn du immer noch nichts entscheidest, bist du jetzt eher geneigt, dein Umfeld zu verbessern. Denn jetzt gibt es einen kleinen Schaltkreis in deinem Gehirn, der versucht, diese Idee zu vermitteln.
Hinweis
Der Beitrag wurde durch eine Episode des Huberman-Lab-Podcasts mit Dr. Robert Sapolsky inspiriert. Das Video ist in englischer Sprache. Es können jedoch eine automatisch übersetzte Untertitle eingestellt werden.